Die nicht so schönen Seiten des Winters zeigen sich aktuell an den Ufern des Inn auf Höhe von Kiefersfelden.
Als wären nach einem sommerlichen Uferfest die Müllcontainer einfach in den Inn gekippt worden, schwimmt Plastikmüll in Form von Flaschen und Deckel auf dem Inn und lagert sich am Ufer ab.
Besonders krass sieht es am Zulauf zum Kraftwerk Oberaudorf-Ebbs aus, wo das Wasser des Inns von oberflächlicher Grobverschmutzung gereinigt wird. Für viele Kieferer und deren Gäste ist das nicht hinnehmbar, „dieser Dreck bleibt am bayerischen Ufer des Inns zurück, wenn Kufstein seinen Schnee in den Inn kippt“, hat der Kieferer Bürger und SPD-Fraktionsvorsitzende Hans Hanusch einen möglichen Verursacher ausgemacht. „Wir wundern uns, wie Plastik in die Ozeane kommt, hier haben wir ein Beispiel dafür“, so Hanusch aufgebracht. Und er ist überzeugt, dass „wir hier nur einen Bruchteil sehen, das andere Plastik schwimmt nicht an der Oberfläche“. Hier meint er vor allem Mikroplastik und andere kleinere Kunststoffteile, die schon so manchem Fisch zur tödlichen Falle wurden. Zum einen verheddern sich die Tiere in den Gegenständen und zum anderen suchen sie den Flussboden nach Fressbarem ab. So gelangen Schadstoffe in ihre Mägen und zuletzt auch in unseren Nahrungskreislauf.
In einem Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen bestätigt Kufsteins Bürgermeister Martin Kumschnabel, dass er die Schneeverklappung in den Inn „nicht abstreiten“ möchte. „Allerdings wird nur Frischschnee, der innerhalb der letzten 48 Stunden gefallen ist, in den Inn abgeladen“, so der Verwaltungschef. Auf diese weise, meint der rathauschef, werde die Kontamination des Schnees mit Umweltgiften weitestgehend vermieden. Doch dass es „in den letzten Jahren Probleme gegeben hat“, das verschweigt auch er nicht. Auf jeden Fall ist er sich sicher, dass „zwischengelagerter Schnee von uns nicht in den Inn gekippt wird“.
Angesprochen auf eine mögliche Verunreinigung des abgekippten Schnees mit Straßenabfällen wie Plastikmüll oder Hundekot, verweist Krumschnabel auf die herausragende Straßenreinigung der Stadt. „Doch im Einzelfall ist das sicher auch möglich“, räumt er ein. Aber den Schwarzen Peter lässt er sich nicht zuschieben, „denn wenn über diese Verunreinigung gesprochen wird, muss man den Inn hinauf bis Innsbruck blicken. Wir sind sehr fortschrittlich, was die Umweltproblematik betrifft und beseitigen mit vielen Ortsvereinen einmal im Jahr alle Wälder und Wiesen von zurückgelassenem Unrat“.
Und nicht zuletzt verweist er auf die Auszeichnung der Region Kufstein als „sauberste Region Österreichs“, die im Jahre 2015 von der Anti-Littering-Initiative „Reinwerfen statt Wegwerfen“ den Tirolern verliehen worden ist. „Und dieses Niveau haben wir gehalten“, schiebt Kumschnabel nach.
Kiefersfeldens Bürgermeister Hajo Gruber ist das Problem ebenfalls schon längere Zeit bekannt und zeigt sich aufgeschlossen für diese Sorgen und Nöte aus seiner Gemeinde. Allerdings gibt es für ihn kein Allheilmittel und schon gar keine Schuldzuweisung. „Grundsätzlich ist jeder selbst verantwortlich für den Unrat, den er hinterlässt“, sagt er.
Zur Schneeräumung in Kiefersfelden befragt, erklärt er: „Wir entsorgen keinen Schnee in die Gewässer. Im Wesentlichen lagern wir ihn auf befestigten Flächen, wo er dann dahinschmilzt.“
Beim Winterdienst stehe neben der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer grundsätzlich auch die Umweltbelastung im Fokus. „Wir streuen wirklich nur da, wo es unbedingt notwendig ist, der Rest wird geräumt, manchmal mehrmals am Tag“, erläutert er die Situation in seiner Grenzgemeinde.