Pförtnerampeln sollen getestet werden

Ein Asfinag-Chef, der in Rage geriet, ein Bürgermeister, der zwischenzeitlich auf sein Hausrecht pochte, Gemeinderäte, die händeringend versuchen, den "Irrsinn auf der Straße" einzudämmen - die jüngste Sitzung des Kiefersfeldener Gemeinderats glich einer Achterbahn der Gefühle. Nach eingehender Aussprache bemächtigte das Gremium Bürgermeister Hajo Gruber, Gespräche mit seinem Kufsteiner Amtskollegen Martin Krumschnabel hinsichtlich einer Testphase für Pförtnerampeln am nördlichen Ortseingang der Stadtgemeinde Kufstein und in Höhe des ehemaligen Zollamts Kiefersfelden aufzunehmen.

Alle Demonstrationen im Winter 2013 waren umsonst: Die Asfinag führte die Mautkontrollen ab Grenze wieder ein. Jetzt heißt es, Lösungen zu finden, die den Ausweichverkehr verringern. Foto Reisner Das Ziel: Mautverweigerer sollen an verkehrsstarken Samstagen durch die dadurch verlängerte Reisezeit gezwungen werden, auf der Autobahn zu bleiben. Kiefersfelden - Der Tiroler Asfinag-Chef Klaus Fink betonte in seinen einführenden Worten, dass mit der Einführung der Mautpflicht ab Staatsgrenze im Jahr 2013 ein nachhaltiges Problem für die gesamte Region entstanden sei. Im Rahmen eines "verkehrlichen Gutachtens", wie er es bezeichnet, hat die Asfinag Maßnahmen vorgeschlagen, die negativen Auswirkungen des Ausweichverkehrs zu beschränken: Ein Kriterium war dabei unter anderem die Pförtnerampel im Nordbereich von Kufstein und in entgegengesetzter Richtung in Höhe ehemaliges Zollhaus Kiefersfelden. Vorgeschlagene Lenkungsmaßnahmen, wie eben jenes Bypass-Verkehrssystem, ein Verkehrs-Infosystem sowie Pförtnerampeln, seien aber zunächst "in Bausch und Bogen aus der Region abgelehnt", bedauerte Fink deutlich verärgert. Vor allem der "Eingriff der Politik" habe eine vernünftige Diskussion erschwert, so der Asfinag-Chef rückblickend. - Anzeige - Nun bestünde aber für die Gemeinde Kiefersfelden - die sich übrigens von sich aus im Frühjahr um das Gespräch mit dem Asfinag-Chef bemüht habe, so Bürgermeister Hajo Gruber - mit der Pförtnerampel die Möglichkeit, eine verkehrsregelnde Initiative zu ergreifen. "Wir sagen, dass es funktioniert" Fink: "Eigentlich haben wir mit diesen Anlagen bisher sehr gute Ergebnisse erzielt." Fink plädierte engagiert dafür, den Verkehrsplanern Vertrauen zu schenken. "Wir sagen, dass es funktioniert", so sein resoluter Einwurf. Die Pförtnerampel soll nach Ausführungen von Verkehrsplaner Klaus Schlosser vor der ersten Bebauung im Kufsteiner Norden - und im Gegenzug in Höhe ehemaliges Zollamt Kiefersfelden - aufgestellt werden. Die dazwischen liegende, etwa 1,2 Kilometer lange Landstraße eigne sich dann als Staufläche, so Schlosser weiter. Hier wurde erste Kritik seitens des Gemeinderats laut, denn natürlich werden auch Kiefersfeldener im Stau stehen, hieß es. Und: Der Stau dürfe nicht bis in die Ortschaft Kiefersfelden hinein reichen, so das Gremium weiter. Dem Asfinag-Chef wurden weitere Vorschläge gemacht. Gemeinderat Sepp Steigenberger (CSU) schlug etwa eine Kombination von Maut und Skikarte oder ein Pickerl-Rabatt-System für Zweitfahrzeuge vor. Scharfe Dialoge mit Asfinag-Chef Zudem wurden von Gemeinderat Roland Schmidt (SPD) Querungshilfen in der Gemeinde gefordert. Er brachte den Asfinag-Chef kurzfristig in Rage, gab er doch zu bedenken, dass man sich für 50 Prozent Verkehr mehr im Ort nicht bei der Asfinag zu bedanken brauche. Den scharfen Dialog zwischen den beiden beendete der Bürgermeister mit dem Verweis auf sein Hausrecht: Die Sitzung führe er, so Gruber. Gemeinderat Christian Knoblich (CSU) zweifelte die vom Verkehrsplaner vorgelegten Zahlen an. Sie seien nicht aussagekräftig: Eine ganzjährige Betrachtung sei erforderlich. Noch Gespräche mit Kufstein notwendig Besonders großen Zuspruch fand der Vorschlag von Albert Gstatter (SPD), Zufahrtsstraßen zu den Tiroler Skigebieten - wie die Eibergstraße oder zum Zillertal - unter Maut zu stellen, dann löse sich das Verkehrsproblem von selbst. Abschließend stellte Klaus Fink nochmal die Vorteile von Pförtnerampeln heraus: Zum einen koste dieser Test die Gemeinde nichts (ausgegangen wird auf Nachfrage in der Gemeinde Kiefersfelden von einer Finanzierung durch das Land Tirol, Anm.d.Red.), zum anderen könne man sie per Knopfdruck einfach wieder ausschalten. Der Kiefersfeldener Gemeinderat sprach sich für eine halbjährige Testphase aus. Dies müsse ein zentraler Punkt in den Verhandlungen mit Kufstein sein, die im September stattfinden sollen. Und sollte der Test ein negatives Ergebnis bringen, dann kann man sozusagen blitzschnell ein "schwarzes Fleckerl Stoff über die Ampeln hängen", wie es Fink auf gut tirolerisch formulierte.

Quelle: OVB vom 17.7.2015